Linda Rustemeier „Atelierbesuch bei der Künstlerin Birgit Berg-Block in Amöneburg“ Rhein-Main-Presse 07.09.2013

[....] Heute stehen dort vielfältige Installationen, Skulpturen, Fotowerke, mystische Puppenhäuser oder Werke, die mit Handschuhwellen eingekleidet sind. [....]

[....] Schattige Dunkelheit, Existenz, Märchen und gesellschaftskritische Werke von Lewis Caroll, allen voran Alice im Wunderland, haben die Künstlerin maßgeblich beeindruckt. Auch ihr Garten, der Bekanntenkreis, ausgestopfte Tiere und der Besuch von Flohmärkten inspirieren sie zu neuen Ideen. Ihre Kunst müsse emotional sein, im Geiste piken und auch mal kleine Boshaftigkeiten beinhalten, betont Birgit Berg-Block. Ihre Werke trügen in ihrem Wesen immer eine Bruchstelle, die scheinbar nicht passe, aber das Entworfene erst stimmig mache. Gerade arbeitet sie an einem Stachel-Spiegelbein, das den Namen „Fetisch“ trägt. Diesmal an der Hüfte und am Bein einer Schaufensterpuppe. Beides wird mit einem Bleistift in Kleinstarbeit schwarz gemalt und dann mit einem Sortiment von Zahnstochern abgerundet. Dabei hält es die Künstlerin wie der Dichter Schiller, der einst in einem Essay schrieb, dass Kunstwerke nach ihrer Fertigstellung die Hersteller verlassen, eine Eigendynamik entwickeln und abhängig von den Reaktionen der Betrachter ihre Wirkung entfalten. Es gäbe daher kein Richtig oder Falsch bei der Kunst.

Was Kritiker über manche ihrer Werke schrieben, sagt Birgit Berg-Block, empfinde sie als bedrohlich, befremdlich und dunkel. Richtig sei, dass ihre Kunst auch unbehaglich stimme. Als sie einer Puppe verlängerte Augen gab, habe ein Freund gesagt, dass die Welt schon schlecht genug sei: „Und du stichst Puppen noch die Augen aus.“ Eine andere Freundin meinte: „Deine Kunst erinnert mich an Dinge, die ich im Alltag vergessen will.“. [....] Da scheine ich einen Nerv zu treffen, der Menschen Angst macht, das finde ich erstaunlich, was in meine Kunstwerken interpretiert wird“, resümiert Berg-Block nachdenklich. [...] Ihr Wunsch ist es, dass die Betrachter mit offenen Augen durch die Welt gehen und möglichst viel anschauen sollten. Aber nicht aus der Perspektive des Nutzens, sondern aus dem Blickwinkel der Zweckentfremdung. Sonst bediene man sich einer vorgegebenen Wahrnehmung, ohne selbst nachzudenken.

Aus diesem Grund betrachte sie Objekte häufig nicht als das, was sie darstellen. Gegenstände wie Miniröcke und Regencapes erhielten dann eine andere Bedeutung. [....]