Anlässlich der Ausstellung "Fe tisch und Stühle“ von Birgit Berg-Block in der Galerie Albrecht, München 1999

Der Mensch war in der Frühzeit seiner Geschichte Sammler und Jäger. Rudimente dieser frühen Entwicklungsgeschichte leben immer noch in uns zivilisierten Wesen und wenn wir auf ihre Spuren stoßen, berühren wir unser tiefstes Innere. Es ist schön und beängstigend, den instinktiven, noch nicht zivilisierten Menschen in uns zu spüren. Schön, weil wir dann erfahren, Teil der Natur zu sein, beängstigend, weil wir auf etwas Wildes, Abgründiges in uns stoßen können, was durch das zivilisierte Zusammenleben verdeckt war.

Birgit Berg-Block hat die Quellen des Ursprünglichen in ihrem Inneren offen gehalten. Sie ist Sammlerin und Jägerin und aus dem, was sie (meist auf Flohmärkten) zusammengesammelt und -jagt entsteht ihre Kunst.

Überall um uns herum lassen sich die Spuren unserer irrationaleren Vorgeschichte finden und es gibt Dinge des täglichen Lebens, die immer noch Magie in sich tragen, z. Bsp. hat der Stuhl, das wohl älteste Möbelstück des Menschen, seine Symbolik als menschlicher Statthalter nicht verloren. So befindet sich in der Ausstellung unter anderen Stühlen der „Rückriem-Stuhl", ein alter Stuhl aus der Zeche Zollverein, auf dem der Bildhauer Ulrich Rückriem tatsächlich immer gesessen und seine Arbeit betrachtet hat. Birgit Berg-Block verwandelt ihn in einen Königstuhl, bekrönt mit dem inneren Gerüst eines heutigen Bauhelms, das aussieht wie eine Salierkrone. Dieser kreative, positive Umgang mit Dingen der Umgebung, die Fähigkeit, alltägliche Fundstücke in magische Objekte zu verwandeln, entspringt einem tiefen Wissen vom Ursprung des Menschen.